Die sieben Inselträume in Italiens tiefem Süden sind so ganz einfach nicht zu erreichen
Keine der Äolischen Inseln besitzt einen Flughafen, zum Glück.
Vom Massentourismus und seinen unschönen Begleiterscheinungen blieb die Inselgruppe bislang verschont.
Der Vulkanarchipel ist von außergewöhnlicher Schönheit und gehört seit dem Jahre 2000 zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Beim Anflug auf Sizilien sehen wir durch die Wolkendecke den Ätna, den
„Berg der Berge“.
Friedlich ruht er unter einer dicken Decke aus Schnee und den werden wir am Ende unserer Wanderwoche unter den Schuhen knirschen hören.
Aber jetzt geht es erst mal auf die „Äolischen Inseln“.
Wie Perlen ragen sie nördlich von Sizilien aus dem Mittelmeer und sind vulkanischen Ursprungs.
Sie tauchten in drei Phasen aus dem Meer auf und gehören zu einer Vulkankette, die sich vom Vesuv bis zum Ätna erstreckt.
Zunächst entstand Filicudi, dann die Inseln Panarea, Salina und Teile von Lipari, zuletzt Alicudi.
In einer zweiten Phase wurden weitere Teile dieser Inseln gebildet.
In einer dritten Phase folgten Vulcano und Stromboli.
Der Ursprung für den Vulkanismus ist ein fundamentaler Prozess der Plattentektonik
bei der die Europäische Platte auf die Afrikanische Platte trifft.
Heute ist der Vulkan Stromboli auf der gleichnamigen Insel der einzig ständig aktive Vulkan Europas.
Der Vulkan Grande Fossa auf der Insel Vulcano ist schlummernd und nur leicht aktiv und gilt damit als der gefährlichste Vulkan der Region.
Wir dürfen gespannt sein.
Am 13. April sind wir in aller Früh von Frankfurt losgeflogen, landen pünktlich in Catania und fahren mit einem Shuttlebus nach Milazzo.
Von dem Fährhafen an der Nordküste Siziliens bringt uns ein Tragflügelboot nach
Lipari Stadt auf der gleichnamigen Insel Lipari, die Hauptinsel.
Gischt klatscht an die Scheiben, der Himmel ist grau und verhangen und wir werden bald erfahren, warum die Inselgruppe „Äolus“ ihren Namen verdankt, dem griechischen Gott der Winde.
Erst werden wir nach dem Anlegen mit strahlender Sonne empfangen, aber kaum haben wir die Zimmer bezogen und wollen die „Inselhauptstadt“ mit ihren gerade mal 5000 Einwohnern erkunden, trudeln schwarze Wolken ein und die Schleusen des Himmels öffnen sich.
Nichts ist hier auf den kleinen Eilanden mitten im Meer so unberechenbar
wie das Wetter.
Auftakt Lipari „Die Hauptinsel“
Jede einzelne „Äolischen Insel“ hat ihren eigenen Charakter. Und schon die erste Wanderung um die Südspitze von Lipari macht das beim Blick über das blaue Meer auf die südlich gelegene Nachbarinsel Vulcano deutlich. Dort drüben kaum ein Strauch, hier auf Lipari dagegen üppige Vegetation-Ginster, Zistrosen, Mittagsblumen, hüfthoch steht der Affodill, die Junkerlilie.
Dem Frühling und den Winden, die den Regen brachten, verdanken wir diese Farbenpracht.
Aufgrund des vulkanischen Ursprungs der Inseln und ihrer porösen und durchlässigen Böden gelangt ein Großteil des Regenwassers in den Untergrund und die einzelnen Regewasserzisternen werden heute nur noch landwirtschaftlich genutzt.
Die Trinkwasserversorgung erfolgt mehrmals wöchentlich mit Tankschiffen vom Festland aus.
Trotz der ergiebigen Regenfälle der letzten Stunden sind die Wanderwege und Pfade gut begehbar und nicht vermatscht.
Wir wandern in Richtung „Punta della Crapazza“ dem südlichsten Punkt der Insel.
Den „Monte Giardina“, der Hausberg von Lipari umgehen wir und genießen das herrliche Panorama auf Lipari-Stadt mit dem Kastell, auf die Insel Panarea, und dem rauchenden Stromboli.
Vulcano „Grande Fossa“
Und so ist es am nächsten Tag auch auf „Vulcano“, obwohl uns „Äolus“ die Nacht über mit Blitz und Donner noch mehr Wasser von oben geschickt hat.
Die Wolken sind wie weggeblasen und vom Schiff aus liegt die Kraterlandschaft wie auf einer Landkarte ausgebreitet vor uns.
Die Insel Vulcano ist die drittgrößte Insel des Archipels. Der aktive Vulkan, der sich in einer Ruhephase befindet, ist der 391 Meter hohe Grand Cratère. Man nennt ihn
auch „Fossa“. Der letzte große Ausbruch des Vulkans war 1888 - 1890.
Dass der Vulkan noch zu den aktiven Vulkanen zählt, sieht man gut an den zischenden Dampfaustritten.
Im Hauptkrater und am nördlichen Kraterrand hat es dampfende Fumarolen.
Schon am Hafen weht uns ein Schwefelgeruch in der Nase.
Nördlich des Hafens ist ein großer Schlammtümpel durch das Grundwasser entstanden mit einer Temperatur von etwa 30 bis 50 Grad. Im Meer befinden sich noch weitere Gasaustritte, die das Meerwasser
angenehm erwärmen. Dieses Schwefelbad wird von vielen Badenden besucht die Heilung oder Linderung von Hautkrankheiten, Rheuma und Arthritis suchen.
Der Aufstieg zum Krater „Fossa di Vulcano“ ist unschwierig, wenn auch schweißtreibend.
Im moderaten Anstieg, über Asche und Lavageröll, geht es auf die Nordflanke des Kraters. Weißer Rauch steigt auf einer Seite der Abbruchkante auf: die Temperaturen der „Schwefelfumarolen“ können über 200° Grad liegen und bilden Schwefelablagerungen am Boden. Dazu schwarze Lavaasche undEisensulfide, rötliches Lavagestein,….auch ohne Vegetation geht es hier bunt zu. Vom Kraterrand in knapp 400m Höhe genießen wir einen atemberaubenden Blick in den ruhenden Vulkankrater und einen herrlichenRundblick auf den gesamten Archipel.
Die Aussicht reicht dabei vom sizilianischen Festland im Süden bis hin zum Stromboli am nördlichen Horizont.
Ein trauriges Kapitel in der Geschichte Vulcanos ist das der Sträflingskolonie.
Im 19. Jahrhundert mussten Gefangene den kostbaren Schwefel abbauen, diente er doch zur Herstellung von Schießpulver.
Filicudi und Alicudi
Die beiden kleinere Schwesterinseln, werden wir dieses Mal nicht besuchen und können wir nur aus der Ferne bewundern, aber Salina werden wir am nächsten Tag erwandern.
Salina „Die grüne Perle“
Liparis Nachbarin Salina ist eine grüne Insel, wasserreich und fruchtbar.
An den Hängen ihrer beiden Vulkankegel werden Malvasia-Wein und Kapern angebaut.
Die Kapern von Salina gelten als die besten und finden reichlich Verwendung in der Äolischen Küche. Jedes Jahr am ersten Juniwochenende feiert man auf Salina das bekannte „Festa del Cappero“. Die zweite Spezialität der Insel ist der schwere Malvasia-Wein, der nirgendwo besser schmeckt als auf Salina. Den Namen Salina bekam sie von den Römern wegen ihrer salzigen Lagune.
Bei der Überfahrt haben wir noch blauen Himmel, doch bis zu unserer Ankunft ballt „Äolus“ dicke graue Wolken um die beiden Gipfel und verdecken die Sicht.
Wir sind flexibel und ändern unseren Plan der Gipfelbesteigung vom Ausgangspunkt der Wallfahrtskirche „Madonna del Terzito“ in Valdichiesa, auf den Monte Fossa delle Felci, der mit 962 Metern der höchste Berg der Liparen ist und entscheiden uns für die Wanderung um die Flanke des „Monte dei Porri“ von Pollara nachRinella.
Unser Bus wuselt sich in zahlreichen Kehren bergab und bergauf und setzt uns ab vor dem „Semaforo“ – dem alten Leuchtturm. Ein ehemaliges Marineinstitut in einem burgähnlichen Gebäude, inzwischen unbewohnt und vernachlässigt und liegt auf 280 Metern über dem Meer. In der Spitzkehre von einer kleine Anlage aus, genießen wir die grandiose Ausblicke in die Bucht von Polara, nach Malfa mit Panarea und dem Stromboli in der Ferne, nach Filicudi und Alicudi im Dunst.
Der Anstieg ist nicht sehr steil, und dank reichlicher, mediterraner Vegetation überwiegend schattig.
Ein schmaler, aber gut gesicherter Zick-Zack -Weg führt um die zerklüfteten Flanken mit wunderbare Aussichten.
Unter uns das türkis fluoreszierende Meer, vorbei an blühenden Ginstersträuchen, Kapernbüschen und Terassen mit Olivenbäumen wandern wir unserem Tagesziel Rinella entgegen wo uns das Schiff zur Rückfahrt erwartet.
Am nächsten Tag haben wir vormittags Zeit, noch einmal bei gutem Wetter durch die schmalen Gassen Liparis zu streunen oder das Museum zu besuchen, denn erst am frühen Nachmittag legt unser Schiff nach Stromboli ab.
Wir erwischen ein perfektes Wetter. Das Meer ist spiegelglatt, „Äolus“ hat alle Wolken vom Himmel gefegt und bereits vom Schiff aus können wir bald mit bloßem Auge die hohen schwarzen Rauchwolken sehen, die jede Eruption am gut 900 Meter hohen Gipfel der Stromboli auslöst.
Die Spannung steigt, während wir erst noch auf Panarea eine kurze Zwischenstation einlegen.
„Panarea die Schöne“
Sie ist geologisch die älteste und kleinste unter den bewohnten Inseln des Archipels.
Vorgelagert befinden sich eine Reihe große und kleiner bizarrer Felsen mit so schönen Namen „Lisca Bianca“ (Weiße Gräte), „Dattilo“ (Finger) und „Le Formiche“ (die Ameisen). Der größte Felsen heißt „Basiluzzo“ und war bereits in der Antike besiedelt.
Es gibt noch nicht einmal ein Straßennetz, viele Anwesen sind nur vom Wasser her zu erreichen.
Panarea gilt als der ganze Charme der äolischen Tradition und ist die Insel der Superlative, die mondänste mit dem meisten Chi Chi.
Die Verbindung aus klein und alt macht den Reiz ... bekannt als die Insel der „Reichen und Schönen“, wobei:
Wohnen tun die hier nicht, aber sie machen im Sommer gerne hier Urlaub und mischen sich unauffällig unter die Inselbewohner.
Wir haben Zeit für einen kleinen Rundgang und wer bisher noch nicht dazu gekommen ist, die legendäre Granita zu probieren, für diejenigen ist es hier ein „Muss“ das in der „ Bar Da Carola“, im Herzen des Hafens nachzuholen.
20 Sorten werden angeboten, die alle aus lokalen Früchten und Gemüse hergestellt werden. Der Service ist ausgezeichnet und die Granitas sind unglaublich lecker.
Einige von uns lassen sich die mitgebrachten, ultimativen Pannini von Gilbert&Vera schmecken und nach einer knappen Stunde entern wir unser Schiff in Richtung Stromboli.
„Stromboli, die Feuerinsel im Südmeer“
1949 wurde auf Stromboli das gleichnamige Melodrama mit Ingrid Bergmann in der Hauptrolle gedreht. An dem Haus, in dem die Schauspielerin und Regisseur Roberto Rossellini (1906-1977) damals wohnten, befindet sich noch eine Gedenktafel.
Die Insel Stromboli ist die markanteste der sieben bewohnten Inselgruppe, ihr Umfang beträgt nur etwa 10 km. Sie hat ca. 400 Einwohner, die in 2 Ortschaften leben. Früher lebten die Inselbewohner ausschließlich von der Fischerei und dem Anbau von Weintrauben, Oliven, Kapern und Mandeln, heute dagegen überwiegend vom Tourismus. Es gibt nur wenige natürliche Trinkwasserquellen und auch fast alles andere muss per Schiff vom Festland herangeschafft werden, bei Stürmen im Winter sind Stromboli und auch die anderen Inseln der Gruppe manchmal tagelang von jeder Festlandverbindung abgeschlossen.
Der Vulkankegel, der mehr als 900 Meter aus dem Meer herausragt, ist vom Meeresgrund aus gemessen allerdings fast 3.000 Meter hoch. Der Stromboli
hat drei Krater, die etwa 150 Meter unterhalb des Gipfels liegen und ständig aktiv sind, er ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. In Abständen von etwa 15-30 Minutengibt es größere oder
kleinere Eruptionen mit lautstarkem Auswurf von Gesteinsbrocken und Lavaspritzern.
Neben dieser "normalen" Aktivität, gibt es jedoch auch stärkere Ausbrüche mit regelrechten Lavaergüssen, die in der Regel jedoch (zum Glück) alle zur nicht bewohnten Westseite des Vulkans erfolgen
sondern über die sogenannte "Sciara del Fuoco" Straße des Feuers. Ein großer Ausbruch des Vulkans mit Lavaflüssen, auch zur bewohnten Seite der Insel, erfolgte im Jahr 1930 und
hatte drei Todesopfer zur Folge. Die letzten größeren Ausbrüche waren in den Jahren 2003 und 2007 mit beträchtlichen Lavaergüssen und Auswürfen von Gesteinsbrocken, die einige
Häuser in Ginostra zerstörten, aber glücklicherweise keine Opfer forderten.
Seit dieser Zeit ist der Aufstieg zum Gipfel ausschließlich mit autorisierten Vulkanführern möglich.
…während dieser Berichterstattung kommt die aktuelle Meldung zur bislang stärksten Explosion seit Beginn der Aufzeichnungen:
Dem Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) zufolge ereigneten sich am 3. Juli 2019 Mittwochnachmittag zwei heftige Explosionen auf der Südseite des Kraters. Eine zwei Kilometer hohe Rauchwolke aus Vulkanasche stieg in den Himmel, zuvor sei Lava ausgetreten. Durch herabstürzende, heiße Gesteinsbrocken starb ein 35-jähriger Sizilianer, sein brasilianischer Begleiter erlitt einen Schock. Rund 1000 Touristen hatten die Insel an Bord von Fähren verlassen. 70 Menschen wurden aus ihren Häusern an der Südwest-Seite des Stromboli evakuiert.
…weiter in unserem Tourenbericht:
Unser Schiff legt an in „San Vicenzo“ und im Bergführerbüro werden wir vorschriftsmäßig mit Sicherheitshelmen und Stirnlampen ausgestattet und los geht’s:
Aus dem Ort mit seinen engen, steilen Gassen, vorbei an Gärten und über gerölliges Lavagestein weiter durch einen dichten Schilfgürtel, bis in etwa 400 Metern Höhe die Vegetationsgrenze erreicht ist.
Weiter windet sich der Weg in Serpentinen im Lavasand, mal steiler, mal flacher dem Gipfel entgegen.
Die Sonne senkt sich zum Horizont und mit jedem Höhenmeter sinkt die Temperatur, gleichzeitig werden die Detonationsgeräusche immer lauter. Nach 3-stündigen Aufstieg, kurz unterhalb des Gipfels, sammeln wir uns in den kleinen Schutzhütten aus Beton.
Es werden verschwitze Oberteile gewechselt und alles was noch wärmen kann, aus dem Rucksack gepackt und angezogen.
Langsam gehen wir hinter unserem Führer noch die letzten Höhenmeter, bis wir die Höhe in 890 Meter am Kraterrand erreicht haben.
Es ist 20:00 Uhr und der Sonnenuntergang am Horizont wirft orange gelbes Licht in den Abendhimmel. „The Show must Go on“
100 bis150 Meter unter uns, in einem großen Hexenkessel mehrere kleinere Kegel, in denen es offensichtlich brodelt. Erst ein immer lauter werdendes Zischen, dann steigt vor glühendem Abendrot, unter Donnern und Dröhnen, nebeneinander weißer und schwarzer Rauch hoch in den Himmel auf.
Für Sekunden lichtet sich er Dunst und der Vulkan schießt an einem der mehreren Austritten Gase und glühende Lavaschlacke 200 bis 300 Meter hoch empor. Alle starren wie gebannt auf das Spektakel unmittelbar vor ihnen. Das heiße Material platscht glühend auf dem tiefschwarzen Untergrund bis es Minuten später erkaltet. Darüber bilden sich weiße Rauchschwaden und versperren wieder zeitweise die Sicht. Die Gesichter der gelben, blauen und weißen Helme tragenden Abenteurer sprechen Bände: Stromboli ist für viele Besucher mehr als eine Gänsehaut-Erfahrung. Das ganze Spektakel dauert Sekunden bevor sich der Vulkan wieder beruhigt. Unberechenbar wiederholt er sein Aufbegehren alle paar Minuten und hält uns und alle anderen Gruppen in seinem Bann. Immer wieder erschreckt das laute, grollende Getöse die Umherstehenden. Unvorstellbar, dass noch vor wenigen Jahren das Übernachten hier oben noch erlaubt war.
Nachdem die Dämmerung eingesetzt hat, die Kleidung klamm ist und die Kühle des Abends in die Beine kriecht, heißt es Abschied nehmen von einem unvergesslichen Naturschauspiel. Unser Vulkanführer ruft zum Abstieg.
Wir schalten die auf unseren Helmen befestigten Stirnlampen ein, ein letzter Blick zum rotglühenden Vulkanschlot, dann setzt sich die Menschenraupe im Gänsemarsch mit ihren gelben und weißen Lichtern auf den Rückweg in Bewegung, über die „Rina Grande“ in Bewegung. Durch ein einziges Aschefeld geht der Abstieg konzentriert, und schnell wie auf einer Sanddüne hinunter.
Nur wenige sprechen, am Himmel funkeln die Sterne. Was sich anfühlt wie Regen ist, feiner Aschestaub den der Vulkan nieder rieseln lässt. In der Ferne am Horizont erkennt man die Lichter des italienischen Festlandes – sogar den Leuchtturm von Messina. Eine Stunde später tauchen wir in die warme Luft zwischen den Häusern San Vicenzo ein.
Das Fauchen des Vulkans setzt sich fort wie das immer wieder kehrende Zünden der Flamme eines Heißluftballons.
Gegen Mitternacht sind wir zurück in Lipari und auf direkten Weg ins Bett, denn am nächsten Tag heißt es früh aufstehen.
Ätna der Berg der Berge
Der Ätna ist Europas mächtigster Vulkan.
Mit einer Höhe von 3.352 Meter dominiert er weithin sichtbar die Ostküste Siziliens.
Immer wieder trägt sich an seinen Flanken Dramatisches zu Erdbeben erschüttern die Region. Aschewolken verdunkeln den Himmel und Lavaströme zerstören Häuser hoch oben am Vulkan. Seit Äolen lenkt der Ätna die Geschicke der Menschen in seinem Wirkungskreis. „Der Ätna nimmt und gibt.“ So verwundert es nicht, dass der Vulkan in der Antike als Wohnsitz verschiedener Götter galt und einen festen Platz in der Mythologie Siziliens hat.
Wir haben uns für eine Wanderung an der Nordseite entschieden. Von dieser Seite zeigt sich der Ätna am reizvollsten und am ruhigsten, da die meisten Touristen die Südseite ansteuern, wo Seilbahn und Jeeps Touren auf die 3.000 Meter anbieten.
Ein Tragflügelboot bringt uns von Lipari zum sizilianischen Festland nach Milazzo, und ein Bus nach Piana Provenzana, an die Nordflanke des Ätna auf 1.800 Meter.
Gegen Mittag sind wir am Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung, die das Kontrastprogramm zu Stromboli bietet:
Dort Feuer, hier Schnee. Dort schwarzer obsitianhaltige Lava, am Ätna dagegen ist sie grau wie Basalt.
An der Seite sehen wir die Reste eines dreistöckigen Hotels. Es ragt gerade noch der Firstgiebel aus den umgebenden Lavamassen. Ehemals mächtige Bäume recken abgestorben, ohne Rinde, ihre Äste in den Himmel.
Wir wandern auf den Lavafeldern und stampfen über Schneefelder des Ausbruchs von 2002 und genießen bei gutem Wetter die Aussichten zum Gipfelkrater, auf das Peloritanische Gebirge bis nach Taormina und zum Festland. Wir sind beeindruckt von der Lavalandschaft die uns über Schnee- und Lavafelder auf rund 2.200 Meter führen. Über einen erstarrten Lavahang nehmen wir weglos den Abstieg: Eine Herausforderung und ein Balanceakt an unsere Trittsicherheit über scharfkantiges und zugleich brüchiges Gestein.
Schnell vorbeiziehende Wolken geben immer wieder den Blick auf den tief verschneiten Gipfel frei, um den sich ringförmig ein graues Wölkchen kräuselt.
Taormina Abschiedstag
Als wir am letzten Wandertag mit der Seilbahn von Mazzaro nach Taormina hochfahren genießen wir noch einmal einen Postkartenblick auf den Ätna.
Nach dem Besuch des griechisch-römischen Theaters führt uns ein Treppenweg „Via Crucis“ mit Kreuzwegstationen von Taormina hinauf in das uralte Bergdorf Castelmola.
Bekannt ist das kleine Dörfchen, das auf dem Gipfel des Monte Tauro, 529 Meter über dem Meer liegt vor allem wegen seinem süßen Mandelwein „Vino alla mandorla“ und den traumhaften Blicken hinüber zum schneebedeckten Vulkan Ätna und hinunter auf die blaue Bucht von Giardini Naxos.
Wir schlendern durch das malerisch-mittelalterliche Örtchen, zum Dom und zum Kastell. An jeder Ecke eröffnen sich immer wieder traumhaft schöne 360°Ausblicke.
Am Nachmittag nehmen wir den Rückweg auf dem historischen „Via dei Saraceni“ Sarazenenweg hinunter nach Taormina.
Ein letztes Mal geht es vorbei an mediterraner-vegetation, einschließlich Bäumen mit prallen, großen Zitronen und können unser deutscher Dichterfürst, Johann Wolfgang von Goethe verstehen; der einst während seiner großen Italienreise schwärmte:
„Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele; hier ist erst der Schlüssel zu allem“,
Unvergessliche Erlebnisse und Erinnerungen an die Äolischen Inseln und Sizilien nehmen wir aus einer wie immer von Willi Kempf perfekt organisierten Wanderwoche mit nach Hause.
Sie hat uns die Äolischen Inseln und damit ein Stück Sizilien auf Schritt und Tritt nähergebracht und das nicht zuletzt dank unseres Begleiters Gaetano, „un siziliano vero“ und den Teilnehmern Marion Setzer, Notger Carl, Marion Krassnitzer-Geyer, Gerd Geyer, Karin Ullrich, Barbara Markus, Renate Schwab, Ursula Radler, Anja Lindner, Sabine Winterling, Brigitte Lohmeier.
Autorin: Barbara Markus.